Über den Southwest-Circuit bis (fast) nach Chile & Argentinien
“…die Eintagestour, Dreitagestour, oder was ganz anderes?” – wird man immer gefragt im Zusammenhang eines Besuches der Wüstenstadt Uyuni, am südöstlichen Rand des größten Salzstreuers der Welt gelegen. Wir sitzen noch in Sucre in der Touristeninformation von Marco und sind verwundert zu hören, dass die Dreitages-Uyuni-Tour sogar den ganzen Südwesten des Landes abklappert – die von Vulkanen, Geysiren und bizarren Lagunen gesprenkelte, trockenste und verlassenste Gegend Boliviens. “Also auf zum Dreiländereck!!”
Schaut dann ungefähr so aus… wir haben den Trip nur andersherum gemacht, als eingezeichnet. Der Dinosaurier aus Sucre (rechts im Bild) hat uns übrigens verfolgt (kommt später noch):
Und schon wird die Sammlung der Superlative erweitert. Der “Salar de Uyuni”, geboren aus einem gigantischen Urzeitsee heraus, umfasst eine Salzebene, die auf 3750m liegt und so groß ist, dass das Saarland viermal und das Burgenland zweieinhalb mal darin Platz finden würde!
Dort starten wir unsere dreitägige Tour, zusammen mit drei Belgiern (Marie, Alex, Jakob) und Jochen aus Deutschland, quer durch die surrealsten Landschaften, die wir bis dahin gesehen haben.
Wir nehmen die Bahn…
… aber nur für ein paar Bilder, denn die Loks rosten schneller, als sie fahren 😉 Der “Cementerio de los trenes” ist der größte Eisenbahnfriedhof der Welt. Rund 100 Wagen und Dampfloks stehen seit 1940, als die Edelmetallminen aufgegeben wurden, in der Gegend rum.
Also besser alle rein in den Jeep und los geht’s:
Man hat schon von schlimmen Unfällen gehört, die durch unverantwortliche, meist betrunkene Jeep-Fahrer verursacht wurden bei diesen Touren. Sogar von vielen Toten ist die Rede. Spätestens seitdem die Rally-Dakar hier zu Gast war, denken scheinbar alle Fahrer, sie seien Rennfahrer.
Unser Rennfahrer hieß Felix und hatte zumindest bergauf, mangels Pferden, keine Chance gegen seine Kumpels. Dafür holte er bergab im freien Fall alle wieder hupend ein und verschluckte sich beim lauten Lachen fast am tennisballgroßen Coca-Klumpen im Hals, beim Blick in den Rückspiegel. Aber eins musste man ihm lassen – er fuhr immer anständig und sicher. Lustige Fotos machen konnte er auch. Dabei suhlte er sich sogar im Salz und kam nur unter Schnaufen wieder auf die Beine:
Nachdem wir so ziemlich alle denkbar bescheuerten Klamaukposen (keine davon ist gestellt!!) durch hatten, gab’s erst einmal Futter im Salzpalast. Beim Essen hat en bissl Salz gefehlt, war aber kein Problem – man musste sich nur kurz bücken, oder an der Wand kratzen. Ironischerweise waren tatsächlich alle Speisen, die wir in unserer Salzwüstentour bekommen haben, viel zu wenig gesalzen!! 😉
Bevor’s weiterging, mussten wir noch kurz auf die körperhygnienebewusste Travel-Antn (ösideutsch für Ente) warten…
… und Antje suchte noch vergeblich die österreichische Flagge.
Die nächste Station war die Isla de Pescadores, inmitten der schier endlosen Salzpfanne gelegen:
Bild oben: Im Hintergrund – der 5432m hohe Vulkan Tunupa, mit dem wir noch ein Rendezvous haben werden 😉 Beitrag folgt irgendwann!
Passend zum versalzenen Tag, verbrachten wir die Nacht in Wänden aus Salz. In der Nacht dachte Antje schon, kälter könne es nicht werden… falsch gedacht!
Morgens mit Coca-Tee aufgetaut, konnte der Tag beginnen.
Vorbei an rauchenden Vulkanen (nein – es ist nicht mein Kopf der so qualmt)…
… und zu den ersten Anden-Flamingos. Keine Ahnung, wie die Viecher es da oben in der Staub- und Eiswüste aushalten!
Alles schon ziemlich beeindruckend… aber das, was dann kam, hat uns schier umgehauen! Das was da so aussieht wie ein Giftmüll-Endlager ist tatsächlich natürlich und wurde auch nicht stundenlag mit Photoshop hübsch gemacht. Dieser blutrote See ist ein Naturwunder und schaut auch nur bei Wind so aus, denn nur dann werden die roten Mikroorganismen (Lieblingsspeise der Flamingos) aufgewirbelt und geben der Laguna Colorada Farbe und Namen. Wir hatten reichlich Wind!!
Das obligatorische dümmlich-stolz dreinschauende Lama darf bei der Kulisse auch nicht fehlen!
Der Sonnenuntergang an der Lagune konnte sich auch sehen lassen:
Es wartete die kälteste Nacht unserer Reise… da hats auch nix genutzt, dass wir zu sechst den kleinen Raum aufheizten. Sieben Grad waren es morgens im Zimmer 😉 Hab zwar kein Bild vom Thermometer gemacht, aber dafür das hier:
Extreme Situationen machen extrem viel Laune! Geschnarcht hat auch niemand – ein statistisches Wunder! Lag vermutlich an der dünnen Luft da oben auf 4300m.
Diesmal hat der Coca-Tee dann aber nicht ausgereicht zum Auftauen. Deshalb ging’s zum Sonnenaufgang auch gleich zum Geysirfeld “Sol de manana”. Sau früh und sau kalt war’s!
Springen ging dann auch irgendwann wieder 😉
Irgendwann im Laufe des Tages kamen wir dann noch an Antjes Ebenbild vorbei. Man beachte die Ähnlichkeit des Rottones der Nase!
Schnell noch ein paar Bilder vom höchsten Punkt der Tour machen…
Schon wieder springen, weil’s so schön ist…
… dann aber auch gleich weiter zum nächsten Highlight – der Laguna Verde (Grüne Lagune). Gleiches Phänomen wie bei der roten Lagune, nur leider mit etwas weniger Wind. Trotzdem eine unglaublich schöne Kulisse! Der Vulkan im Hintergrund steht übrigens genau auf der Grenze zu Chile – es ist der am weitesten im Süden liegende Punkt unserer Reise durch Südamerika!
Bild oben: Die fünf von der Tanke
Bild unten: Da sind wir
Wo Vulkane – da heißes Wasser… da können die Cannstatter Therme und die Sankt Martinstherme sowas von einpacken!
Auf dem Weg zurück nach Uyuni standen noch einige hübsche Felsformationen herum… da hat’s mich schon in den Fingern gejuckt, weil mir das Klettern so fehlt 😉
Ich bin dann noch schnell beim Friseur vorbei und hab mir ne Troll-Frisur zugelegt:
Es gab noch einige Perücken im Angebot:
Antje hat vergeblich auf die Bahn gewartet… typisch Bahn…
… und schon waren wir zurück in Uyuni!
Die Internetqualität hier in Bolivien gleicht übrigens auch der auf dem Mars! Bringt ziemlich sicher früher oder später jeden Möchtegern-Blogger um den Verstand. Während dieses Berichtes bin ich ungefähr um 25 Jahre gealtert! Man verbringt beim Versuch irgendwas zu schreiben, geschweige denn ein Bild hochzuladen, Stunden damit, sich den Fortschrittsbalken anzuschauen! Grauenhaft! In Bolivien kam offensichtlich noch nicht an, dass der Mensch von heute neben Luft zum Atmen, Essen, Trinken, Akku und erst recht INTERNETEMPFANG braucht! AAAAH!! Soch…geht schon wieder. Was will man auch erwarten auf einer Insel Mitten im Titicacasee. Heute morgen, gleich nach einem Sonnenaufgang über 6400m hohen Bergen am Horizont, war es dann soweit… alle Gäste schlafen – freie Leitung für uns!! 😉
So schlecht das Internet hier auch sein mag – so atemberaubend sind die Landschaften in Bolivien. Es stehen noch etliche Beiträge aus, wie zum Beispiel unsere Besteigung des 6088m hohen Huayna Potosi, die 64km lange Mountainbike-Abfahrt (“Death-Road”) von 4700m runter bis in den Dschungel auf 1200m, oder der spontane Abstecher in den bolivianischen Dschungel, inklusive einer großen Tarantel und Gewitternacht im Zelt.
Möge das peruanische Internet mit uns sein!! 🙂
Wir sagen adios, denn heute noch überschreiten wir die Grenze!!
Viele Grüße von der Isla del Sol
Antje und Stephan