Von La Paz zur Geburtsstätte der Sonne
Für die Geschichts- und Geografie-Fans hier noch ein paar Fakten zu See und Insel, bevor wir wieder das Bilderbuch aufschlagen. 😉
Wie so oft in den Anden hat auch der See einige Superlative zu bieten:
- Lage: 3812m über dem Meeresspiegel
- Höchstgelegenes kommerziell schiffbares Gewässer der Erde
- Fläche: 8288km², also 15,5-fache Fläche des Bodensees, bzw. 26-fache Fläche des Neusiedler Sees
- Größter See Südamerikas und größter Gebirgssee der Erde
- Tiefe: 281m, also 279m tiefer, als der Neusiedler See ;-D
- Wassertemperatur: 6-11 °C, Tibi und ich machten den Test – siehe weiter unten 😉
- Ursprung des Kartoffelanbaus (heute gibt es 6000 verschiedene Sorten der Knolle)
Isla del Sol:
- Lage: Mitten im See
- Fläche: 14,3km²
- Legende: Virachoa, der bärtige Schöpfer des Universums, stieg einst aus dem Wasser des Sees empor und erschuf die Sonne
- Der Inka-Saga nach hat der Sonnengott Inti seine miteinander verheirateten Kinder (wtf?!) auf der Isla del Sol auf die Erde geschickt. Diese waren die ersten Inkas und die Insel ist somit die Wiege der Inkakultur
Noch ein letztes Mal konnten wir während der insgesamt vierstündigen Busfahrt zum Titicacasee die 6000er um La Paz herum in ihrer vollen Pracht bestaunen. Allen voran den Huayna Potosi, mit seiner wahnsinns 1000m-Westwand, die ich am liebsten auch noch hochrennen würde, irgendwann einmal. 😉
Kurz vor unserem Zielort, Copacabana, muss noch der See überquert werden, ohne Brücke schaut das dann so aus:
Auffällig ist die intensiv blaue Farbe des Wassers und die unglaubliche Weite des Sees. In Kombination mit der vergletscherten Cordillera Real im Hintergrund ein phantastisches Bild:
Kein Meer – aber ein riesen See!
Copacabana, auf einer Halbinsel am östlichen Ufer des Sees gelegen, ist das Tor zur Isla del Sol und einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Boliviens. In der Basilika befindet sich die “dunkle Jungfrau” (Virgen Morena), die 1576 von einem Aymara-Indianer aus dunklem Holz geschnitzt wurde und eine Krone aus purem Gold trägt.
Die Basilika ist im maurischen Stil erbaut und gehört zu den prächtigsten Sakralbauten Südamerikas:
Ein weiteres Highlight ist der Ausblick vom Cerro Calvario und seinen 14 Stationen des Leidensweges Jesu:
Per Tucker-Kutter und zusammen mit vielen anderen Sonnenanbetern setzten wir am folgenden Tag über auf die Insel.
Gebucht hatten wir auf der Insel noch keine Unterkunft, weil uns die Preise online zu hoch erschienen. Deshalb waren wir gespannt, was uns erwarten wird, denn die Übernachtungsmöglichkeiten sind begrenzt. Also erst mal mit dem Gepäck die 10.000 Inkastufen hoch. Rolltreppen, Liftanlagen und Autos sucht man auf der Insel vergeblich. Dafür winkt der Inkakönig den Heerscharen von Touris nett zu:
Die meisten der Touris waren offenbar bei weitem nicht so lange im Hochland wie wir und bekamen mangels Luft in der Höhe einen halben Kreislaufkollaps. Antje und ich können so das “Wettrennen” um die Schlafplätze für uns entscheiden. 🙂
Nette Cabana mit noch netterem Blick vom Frühstückstisch aus, zu einem erstaunlich günstigen Preis:
Heißgetränk of the day: Munablüten-Tee
Die Insel teilt sich in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt. Wir wollten an einem Tag die komplette Insel von Süd nach Nord durchwandern, weil im nördlichen Teil die meisten Inka-Ruinen liegen. Leider machte uns das streitlustige Volk der Bolivianer einen unbegreiflichen Strich durch die Rechnung! Dadurch, dass der überwiegende Teil der Touristen im, zum Festland nähergelegenen, Süden anlegt und auch übernachtet, bekommt der Norden der Insel eben aus geografischen Gründen weniger Touristengelder ab. Der trotzige Nordinselbewohner macht also was? – Er sperrt die Insel ab der Mitte ab! Frei nach dem Motto: Dann kommt eben gar kein Touri mehr zu uns! Bolivian Style as usual! Kennen wir ja schon! Lieber gar keine Einnahmen, als wenige.
Wir wären nicht wir, wenn wir nicht doch heimlich versucht hätten, hinterrücks und querfeldein auf die Nordinsel zu gelangen:
Im Telezoom – das Kontrollhäuschen der streikenden Nordinsulaner mit gehisster roter (Piraten-) Fahne:
Das Rumgestreune abseits des einzigen Weges quer durch die Insel war uns dann aber irgendwann auch zu blöd, weshalb wir lieber umgekehrt sind, um unser Geld den sympathischeren Südinsulanern hinterherzuwerfen mit dem Kauf einer überteuerten Flasche Rotwein + Begleitsnacks… rechtzeitig zum Sonnenuntergang:
Der Sonnenuntergang im Anschluss war dann an Schönheit kaum zu überbieten! Muss wohl stimmen, dass die Sonne hier geboren wurde!!
Hier ein Pärchen bei der Hardcore-Low-Budget-Variante… auch cool (vor allem nachts)!
Wenn die Sonne auf der einen Seite der Insel untergeht, geht sie natürlich auf der anderen Seite morgens wieder auf – und genau da stand unser Hostel. Hier das Erwachen in drei Bildern von der Terrasse aus:
In Bildmitte: Die sagenumwobene Isla de la Luna, die eine ähnlich hohe Bedeutung für das Inkareich hatte und das Gegenstück zur Isla del Sol darstellt.
Steht die Sonne erst mal höher ist das Spektakel aber noch nicht vorbei! Dann kommen die gigantischen Eisgipfel der nahegelegenen Cordillera Real erst so richtig zur Geltung. Hier mit der Isla de la Luna im Vordergrund:
Nur für Geografie-Freaks und Bergsüchtige: In Bildmitte – der schwer erreichbare 6427m hohe Ancohuma. Der hohe felsigere Nachbar links im Bild – der 6368m hohe Illampu – einer der schönsten und schwierigsten Berge Boliviens. *schmacht*
Ein paar Ruinen hat die Südinsel aber auch zu bieten, eigentlich aber nur eine, den Inka-Tempel. Auf dem Weg dorthin boten sich tolle Ausblicke auf die Insel und die Umgebung:
La fuente del Inka (der Inka-Brunnen) ist nicht zu verfehlen:
Weiter oben – der neu gebaute Mirador (Aussichtspunkt) im Inka-Style:
Antjes Lieblingsmotiv: Eine Aymara-Frau. Diesmal sogar mit schönem Hintergrund: Die immer noch erhaltenen Inka-Terrassen werden heute noch genutzt, hauptsächlich für Quinoa-Anbau.
Tempelanlage in Sicht:
Antje vor dem Inkarelikt, welches wir bereits bei der Anreise vom Boot aus gesehen hatten:
Waren entweder klein oder hatten hoffentlich immer einen Helm auf, die Inkas:
Abends zum nächsten Sonnenuntergang aßen wir (mal wieder) eine der für uns typischen Andenspezialitäten: Trucha – Forelle, in allen erdenklichen Variationen – alle super lecker!
Zurück zum Hostel ging Antje noch einmal auf die Jagd nach Aymara-Omis… es wird noch ein Beitrag zu dieser Passion folgen. 🙂
Hasta la Vista, Land voller Wunder! Deine Bewohner waren manchmal eine Herausforderung für die Nerven, deine Naturschätze ein unvergleichliches Erlebnis für alle Sinne! Ganze Festplatten würde man am liebsten mit Bildern und Videos von dir vollladen, weil man das Gefühl hat, im Kopf nicht alles abspeichern zu können, aber wir werden die Eindrücke nie vergessen! 🙂
Wer’s verpasst hat – hier die Abkürzung zum Bolivien-Best-of-Video
Es ist vollbracht!! Alle Erlebnisse in Bolivien sind für die Ewigkeit niedergeschrieben. Jetzt müssten hier eigentlich die Korken knallen, aber dafür sind wir heute zu müde nach einem Besuch in der Kaffee-Plantage von Don Elias.
Uns jucken schon die Finger wegen dem, was es noch zu berichten gibt. Als nächstes im Programm: Zwei Vollgaswochen durch PERU featuring Tibi 🙂
So long
Antje & Stephan 🙂
2 Gedanken zu „Titicacasee – Isla del Sol“
Megaaa *Daumen hoch* Eure Reiseberichte gehen runter wie Öl.
Viele Grüße an Tibor
Merci Keule!! wennd so weiter machst, gewinnst noch den follower-preis! ?